das gastmahl war; und nun?
zitterte mit verschlungenen eingeweiden durch die gedehnten stunden des nachmittags, schlich mich zum einkaufen, wankte zurück. sah dreimal im seit gestern gepackten rucksack nach, ob ich alles hatte, wein, stadtplan, die CD vor allem. legte mich aufs bett mit trockenem mund und klopfendem herzen, lauschte dem gluckern im bauch, stand wieder auf, ziellos. aß noch etwas, was zuviel war. legte mich wieder hin, hörte musik, zuletzt, kurz vor dem aufbruch, Brahms. sah noch einmal nach: die CD war immer noch da. schrieb endlich in dicken lettern „DIE ANGST“ auf einen notizzettel, faltete ihn zusammen sooft es nur ging, und auf der rheinbrücke, genau in der mitte des stroms, warf ich das papier in hohem bogen in die graubraun strudelnde flut; wartete, bis es unter meinen füßen davongeschwommen war. atmete. da war mir tatsächlich leichter.
und dann geschah das gastmahl.
von:
Talakallea Thymon - am: 21. Feb, 11:49 - in: Werke & Tage
laß endlich die alten geschichten.
wirf deinen kummer hinaus in die lüfte, vertrau ihn dem himmel an, laß ihn fliegen, den schwarzen vogel wehmut, laß ihn endlich frei. gib das Alte auf, flüstere es in einen hohlen baum, grab ein loch in die erde, dort sprich es hinein und schütte es zu. oder schreib es auf einen stein und schleudere ihn ins meer.
dann halte deine hände wieder auf den wundern. sieh hin, hör zu, male ein fragezeichen, gib dem gang der dinge einen kleinen schubs. höre Dvořák, lies Ovid, verwandle dich und freue dich auf das gastmahl.
von:
Talakallea Thymon - am: 13. Feb, 14:10 - in: stundenbuch
Dant etiam positis aditum convivia mensis:
Est aliquid praeter vina, quod inde petas.
Saepe illic positi teneris adducta lacertis
Purpureus Bacchi cornua pressit Amor:
Vinaque cum bibulas sparsere Cupidinis alas,
Permanet et capto stat gravis ille loco.
Ille quidem pennas velociter excutit udas:
Sed tamen et spargi pectus amore nocet.
Vina parant animos faciuntque caloribus aptos:
Cura fugit multo diluiturque mero.
Tunc veniunt risus, tum pauper cornua sumit,
Tum dolor et curae rugaque frontis abit.
Tunc aperit mentes aevo rarissima nostro
Simplicitas, artes excutiente deo.
Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae,
Et Venus in vinis ignis in igne fuit.
gastmähler auch bei gedecktem tisch können zugang gewähren:
mehr noch gibt es als wein, was du dort ansprechen kannst.
oft hat der purpurne gott dort genommen den Bacchus beim horne
und den bereiteten dann sachte gedrückt mit dem arm,
und als der wein die durstigen flügel Cupidos benetzte,
stand er beharrlich und blieb ernsthaft am selbigen fleck.
jener zwar schüttelt wohl rasch das vom weine getränkte gefieder,
Amor jedoch trifft selbst dann, wenn er die brust dir nur netzt.
Wein entspannt die seelen und macht sie für gluten empfänglich;
wo sie viel wein fortgespült, fahren die sorgen dahin.
Dann wird gelacht, dann setzt sich der arme die hörner des stiers auf.
sorge und schmerz gehen weg, wie auch die runzeln der stirn.
und dann öffnet die herzen die in unseren zeiten
seltene einfachheit, während der gott übt die kunst.
dort haben oft die mädchen der jünglinge herzen gestohlen
und frau Venus im wein war in dem brande ein brand.
von:
Talakallea Thymon - am: 11. Feb, 21:41 - in: verspieltes
Nec sic incipies, ut scriptor cyclicus olim:
"Fortunam Priami cantabo et nobile bellum".
Quid dignum tanto feret hic promissor hiatu?
Parturient montes, nascetur ridiculus mus.
noch sollst anheben du wie einst der epische dichter:
„krieg der Edlen will ich besingen und Priamus’ schicksal“ –
Was wird uns würdiges zeigen, wer seinen mund derart voll nimmt?
berge liegen in wehen, heraus kommt ein lächerlich mäuslein.
von:
Talakallea Thymon - am: 10. Feb, 12:02 - in: egregie dicta
die nacht vor meinem geburtstag war es, da kam plötzlich der gedanke: irgendwann werde ich ebensolange nicht mehr mit ihr zusammen gewesen sein wie ich mit ihr zusammen gewesen bin. könnte mich dieser tag entlassen, oder ist es dann immer noch und erst wirklich schmerzlich zu denken:
es war nur vorübergehend.
denn die zeit mit ihr, sie wird dann für immer kürzer sein als die anschließende zeit ohne sie, die anhält und anhält und immer weiter wachsen wird.
in wenigen tagen, am 13ten, unser nunmehr ungültiger jahrestag, es wäre der vierte gewesen erst.
von:
Talakallea Thymon - am: 9. Feb, 10:28 - in: Werke & Tage
wieder geträumt, aus blinden räumen plötzlich hervorgetreten, vom wein entblößt, vielleicht: wieder sie und doch gleichsam verwandelt, eine neue frisur, kurzhaar und frech wie ein erstarrter sturm auf dem kopf, ich treffe sie mit ihm und will ihnen ausweichen, aber der raum wird zu eng, enger als berechnet, ich muß einen sprung machen, und sie merken, ich hab sie bemerkt. ihm weich ich aus, er bleibt in der nähe, aber mischt sich nicht ein. gegen sie aber bin ich auf eine weise kühl, die mich selbst schmerzt, aber es ist, als sei ich nicht ich selbst, als spräche eine andere gewalt in mir, ich kann nicht anders als rüde sein, abweisend, ablehnend. sie ist neutral. höflich? nein, einfach nur neutral. ich will ihr kein zeichen der zurückweisung geben, ich will ihr zeigen, daß sie so viel für mich bedeutet, es ist lebenswichtig in diesem augenblick, aber es geht nicht, ich bleibe eiskalt. irgendwann fehlt sie, ich stehe an ein mäuerchen bei einem aufzug gelehnt, ich denke, das wollte ich nicht, und der mund verzieht sich mir zum stillen weinen.
von:
Talakallea Thymon - am: 8. Feb, 12:32 - in: Werke & Tage
lachendes murmeln wache gesichter da federt die stimme. da wirbeln die worte, da verketten sich die gedanken. und der atem erschafft und beugt und formt den raum. auf einer bühne sein. auspacken, einpacken, verbergen, enthüllen, zaubern und verzaubern, den dichter wiederdichten kenntnisreich, blicke herumführen wie ein puppenspieler die fäden hält, und spielen, spielen, sich selbst spielen, und die grenze zu sich selbst aufheben, wände in sich einreißen und zerkrümeln lassen: Macht, ein brausen, brausen, und hämmern, und das herz so offen und sich hinneigend nach dem außen, den anderen, begierig nach blick, begierig nach bewunderung, begierig nach liebe –
dann –
ist stille. eine stille, in der man zappelt wie in einem netz. und einen langen ödtag hört man das inwendige brausen langsam langsam verklingen. es wär ja auf dauer nicht auszuhalten, dieser rausch; aber die stille ist fad. da wären wir wieder. nüchtern. in einer ahnungslosen welt.
von:
Talakallea Thymon - am: 8. Feb, 10:16 - in: Werke & Tage
Iamque opus exegi, quod nec Iovis ira nec ignis
nec poterit ferrum nec edax abolere vetustas.
cum volet, illa dies, quae nil nisi corporis huius
ius habet, incerti spatium mihi finiat aevi:
parte tamen meliore mei super alta perennis
astra ferar, nomenque erit indelebile nostrum,
quaque patet domitis Romana potentia terris,
ore legar populi, perque omnia saecula fama,
siquid habent veri vatum praesagia, vivam.
schon hab das werk ich vollendet, das Iuppiters zorn nicht noch feuer
noch kann das eisen zerhaun, noch zerstören das nagende alter.
Mag jener tag, wenn er will, der nur des sterblichen körpers
rechte besitzt, mir beenden die spanne des unsichern lebens:
ewig doch werde ich kraft meines besseren selbst über höchste
sterne gehoben sein, und mein name wird niemals verlöschen,
und, wo die römische macht auch die länder immer bezähmt hat,
werd ich gelesen vom volk, und im ruhme durch alle äonen
werde ich, ist etwas wahr an der seher ahnungen, leben.
von:
Talakallea Thymon - am: 6. Feb, 12:12 - in: egregie dicta
der meister
schreibt
die körper zeichnen
neu
in den raum sich
der raum nimmt
den unglauben auf
und wirft ihn verwandelt
zurück
der meister schreibt:
seine tränen
lassen uns grinsen
sein lachen
bleibt uns im halse stecken
von:
Talakallea Thymon - am: 4. Feb, 19:17 - in: verspieltes
gibt es ein höchstmaß für die anzahl von erinnerungen, die
ein ort aufnehmen kann, ohne daran risse zu bekommen, ohne für den räumlich fühlenden schal, ja, unerträglich zu werden? gibt es ein höchstmaß der intensität, die ein ort vom erlebten empfangen kann, ohne unter der last zu verschwinden, ohne ein tempel zu werden, dessen innenfaltungen man nicht mehr zu betreten wagt?
und wenn es dieses höchstmaß gibt: muß man dann nicht gehen? hindert der ort nicht jedes weitere ereignis? führt er nicht den gast, den wandrer, den einwohnenden in eine lebensstarre, weil vor all dem erinnerten die hände sinken, die stirn fahl wird, der mund trocken und bar aller nur möglichen worte?
von:
Talakallea Thymon - am: 3. Feb, 13:53 - in: orte. wege
hangend
in einem vogelflugvoll raum
und wieder,
denk ich,
einen fuß schlackernd
in der luft
die hände rudernd
nach einer stunde halt
die zeit stürmte. wie sie es immer tat.
und der mond stahl der unruh eine stunde.
am fuß nistete geraschel.
laubwerfende stunde
dachte ich und schriebs
mit dem fuß in den sand.
die perpendikel sahen zu
wie kristall sie bewuchs.
und wieder
sagte ich zur pergamenthaut
des feuersalamanders.
er aber hielt mir nichts hin
als das trockene
seiner gebrochenen farbe.
von:
Talakallea Thymon - am: 2. Feb, 09:14 - in: stundenbuch
der weg führt an zeichen vorbei, er lehnt sich sanft an uralte zeit, hat sich blinden göttern verschrieben, tempeln, die kiesel, erde und wieder baum geworden sind, tiefverwurzelten fundamenten, umgestülbten gewölben, treppen, die in einen acker, in binsen, in weidengestrüpp führen, oder in den leeren himmel. die altäre haben die götter vergessen, stumm und taub luden sie schatten auf schatten ins opferbecken, blinzelten ins licht der sommer jahr um jahr, verdämmerten unter schnee, ließen sich aufreiben vom wind und vergaßen endlich auch sich selbst. laub ruht nun zwischen stein und moos, und mancherorts, versteckt im wald, geduckt in den schoß eines grabens, halten gemauerte bögen dunkelheit im maul, um das sich kalksinter schalt. spräche man, riefe man in die öffnung, es käme nichts wieder, man bliebe mit der eigenen stimme allein. das blitzlicht tritt nur wenige schritte vorwärts, dann kommt es plötzlich zum halt.
anderwegs, eine viertelstunde richtung satzvey, krümmt sich der weg unter an- und abschwellenden lärm. die autobahn, ihr dröhnender schatten liegt wie dünung über dem rain.
artemis-kraut knistert im spröden wind. überm graben, im gesperr der schlehenzweige, wedelt einmal kurz die sonne, dann kommt der schatten zurück und die wolken hängen wieder feuchtnah überm pfad. abgetropft aus nacht und dunkel wuchern blickauf die raben in den baumkronen, lassen ihre schreie los, zerpflügen den frost, streifen den himmel, ein schwung, eine schwinge. gegenlicht: der schimmer bemeißelt ihren schnabel.
eine viertelstunde weiter, im tal, hat eine halbe brücke ihre bögen aus dem hang gespreizt. die mit Eichen bewachsene Steigung führen stufen aus holzbolen hinauf, in jugendliches gelächter, bunte daunenjacken, zerschabte kunstfaserrucksäcke und drei gelangweilte gesichter. plötzlich schweigen sie und starren, mit masken vor der blässe des wintergesichts. der brückenbogen ist mit einem gitter verriegelt. wasser floß hier über wasser einst. ein strom über dem strom. jetzt führt die trasse geradewegs starr hinaus in den himmel. die kinder albern, ihre kicherlaute zirpen wie vögel. vor dem fuß, versunken in laub, erde, abfallpapier aus einer zeit nach allen zeiten, entkneift sich der austritt gerade so eben dem erdreich. so lange floß hier wasser, daß stein wuchs im strom, eine koralle geronnenen äons. zeitungspapier ballt die faust, zehn tage regen und wind, die schrift kaum noch zu lesen. spuren: eine tiefblaue wasserflasche, aufgerissenes kunstoffbriefchen, zigarettenstummel. darüber zeigt, unter moos versteckt, das mauerwerk seine einzelnen steine. zwischen den greisen ziegeln und der zeitung von gestern: ein nichts, ein trockener hauch. wie nah man ihm auch kommt, der stein ist immer ein stück weiter. irgendwo rieselt erde.
die kinder sind fort. aus der ferne schlagen die glocken.
von:
Talakallea Thymon - am: 31. Jan, 12:49 - in: orte. wege
Sehr geehrte WDR3-Redaktion!
2004 war das Petrarcajahr. was für ein wirbel! erinnern sie sich? nein? schon monate vor seinem 700. geburtstag (am 20. juli 1304 ) waren die buchbesprechungen voll von neuen petrarcapublikationen, die neuerscheinungen von hörbüchern mit seinen sonetten und canzonieren wuchsen zur flut, in den auslagen der buchhandlungen war kaum noch platz für andere veröffentlichungen, auf den büchertischen stapelten sich biographien, bildbände („Petrarcas Toscana“, „Der Mont Ventou in den Augen des Dichters“) und bibliophile werkausgaben. es gab lesungen, dikussionsrunden, fernsehsendungen, einen kinofilm und die konditoren erfanden eigens die petrarcakugel.
nein?
nein, so war es nicht, und man darf froh darüber sein, daß uns ein solcher wirbel erspart geblieben ist. andererseits: daß dem WDR der geburtstag des mittelalterlichen dichters damals kaum eine knappe meldung in der sendung „mosaik“ wert war, stimmt nachdenklich, manch einen zeitgenossen gar traurig. noch trauriger aber mag einer werden angesichts des bunten treibens, das der 250. geburtstag Wolfgang Amadé Mozarts dem WDR jetzt wert ist.
vergeblich hätte man im jahr 2004 ab und an ein Petrarcagedicht zum tagesbeginn erwartet, doch schon seit jahresbeginn hören wir, damit man es auch ja nicht vergißt, pünktlich um halb acht einen brief des komponisten, gelesen von Klaus Maria Brandauer. abgesehen davon, daß Klaus Maria Brandauer diese aufgabe hervorragend löst, gehören die briefe mozarts nun wirklich nicht zu dem, was man als litarischen höhenflug bezeichnen möchte. im anschluß erklingt, wie könnte es anders sein, ein mozart-stückchen. mozart hier, mozart da, mozart früh, mozart spät. mal ein kleiner beitrag zu seiner biographie, dann wieder vernimmt man von der „therapeutischen wirkung“ seiner musik. verkausfördernde mystik. in den „resonanzen“ wenig später ein beitrag über die „botschaft der zauberflöte“. klar, welches werk sonst. selbst der WDR schlägt in die bresche der mozart-gassenhauer. seltsam, daß die „Kleine Nachtmusik“, wie die streicherserenade nr. 13 in D-Dur, KV 525 meist genannt wird, noch nicht zu hören war.
wenn der kommerz die bekanntheit Mozarts ausschlachtet, so mag das hingehen; was aber verleitet eine öffentlich-rechtliche rundfunkanstalt dazu, den wirbel mitzumachen? und wenn sie ihn mitmacht: was hält dieselbe rundfunkanstalt dann davon ab, künstlern, die für die kulturgeschichte des abendlandes mindestens ebenso bedeutsam wie (womöglich aber noch bedeutsamer als) mozart waren, die aufmerksamkeit zum runden todes- oder geburtstag fast vollständig zu verweigern?
man verstehe mich nicht falsch: es geht nicht darum, die musik mozarts und ihren künstlerischen stellenwert schmälern zu wollen, im gegenteil. es sollte nur einen ort und eine institution geben, wo die leistung eines künstlers unabhängig von seiner kommerziellen ausschlachtbarkeit, seiner allgemeinen beliebtheit oder seiner bekanntheit gewürdigt wird; eine instuitution, die einem künstler jenseits aller publikumsvorlieben diejenigen ehren erweist, die ihm nach meinung dieser institution als künstler zukommen. schließlich könnte es ja auch darum gehen, nahezu vergessenen größen zu ihrem verdienten ruhm und zu breiterer bekanntheit zu verhelfen. wer, wenn nicht ein öffentlich-rechtlicher sender wie der WDR, der sich in seinen werbefreien programmen um einschaltquoten nicht zu scheren braucht, könnte dies leisten?
dann hätten wir nämlich auch ein schönes Petrarcajahr gehabt.
mit freundlichem gruß
T. Th.
von:
Talakallea Thymon - am: 27. Jan, 12:13 - in: O tempora, o mores!
Das sind ja nun Orte, die ich selten aufsuche, daher waltet an ihnen immer noch emsig die Erinnerung. Wie lang es auch her sein mag. Nichtabgeschlossenes wirkt viel in mir. Die Jahre schieben sich dazwischen, aber es ist als fließe das Alte, das Gelebte, Stunden des Glücks und des Unglücks, jedenfalls aber des Reichtums, widerströmig zurück. Nichts ist so fern, daß es blaß würde. Im Gegenteil ist es so lebendig, daß es mich schreckt, wenn ich mir die lange Zeit vergegenwärtige. Wie lange bin ich schon hier in dieser Stadt, beispielsweise, und die Orte, wieviel haben sie schon gesehen, und sind immer noch die alten orte und ich immer noch da.
von:
Talakallea Thymon - am: 19. Jan, 11:44 - in: stundenbuch
Während ich Deinen Brief lese, oder dies hier schreibe, muß ich an etwas denken, das nunmehr völlig bedeutungslos ist; aber nun hast Du im Grunde Dir eine Welt gebaut, die ich immer hatte fliehen wollen. MannKindHaus, ohne das geringschätzen zu wollen. Bist Du glücklich? Wie fühlst Du Dich? Von außen betrachtet sieht es wie ein Ankommen aus, ein Erreichthaben, eine Verwirklichung von lange Erträumtem, obwohl das wahrscheinlich nie so ist, und immer weitere Dinge erstrebenswert und erträumbar scheinen und scheinen werden. Aber es interessiert mich, wie Du das siehst. Auch, weil wir einmal einen gemeinsamen Weg für möglich gehalten haben, und mein eigener Weg nun äußerlich wie innerlich so gänzlich verschieden ist von Deinem.
Und ich denke an das, was ich einen alternativen Lebensentwurf habe nennen wollen. Alternativer Lebensentwurf (alternativ aber wozu?), der vielleicht gar kein Entwurf ist, sondern eine Not, die ich mir, umgedeutet als eigene Entscheidung, zur Lebensführung auspräge. Hatte ich eine Wahl? Gab es jemals den Ort und die Zeit, wo ich mich entschieden hätte, im Großen? Rückblickend stellt sich der Ort, an dem ich mich jetzt befinde, als Ergebnis einer Kette von unscheinbaren Entscheidungen dar, deren jede einzelne im Grunde unwesentlich war.
...
von:
Talakallea Thymon - am: 19. Jan, 08:49 - in: Als wären nicht zweimal die Kräfte
... hänge ich der vergangenheit nach, die mich nicht trösten kann, so wie sie ist, und so wie sie ist, muß ich ihr dennoch nachhängen.
vale
von:
Talakallea Thymon - am: 18. Jan, 08:42 - in: Flaschenpost